FAU-Forschungszentrum Neue Wirkstoffe nimmt Arbeit auf

Das Foto zeigt eine Wissenschaftlerin im Labor, die gerade eine Flüssigkeit pipettiert.
Foto: Uwe Niklas / FAU

Einzigartige interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Entwicklung neuer Wirkstoffe

Die Entwicklung neuer Wirkstoffe gelingt nicht ohne die enge Zusammenarbeit verschiedener Forschungsdisziplinen. Um zukünftig diesen Weg noch effizienter zu verfolgen, hat die FAU das neue Forschungszentrum „Neue Wirkstoffe“ (FAU NeW) eingerichtet. In diesem Zentrum vernetzen interdisziplinär ausgerichtete, international erfolgreiche Forschungsteams aus den Bereichen der pharmazeutischen Wissenschaften, der Lebensmittelchemie und der Pharmakologie der FAU sowie Einrichtungen des Uniklinikums Erlangen ihre Forschungsaktivitäten in einzigartiger Weise.

Im FAU NeW wird das gesamte pharmazeutisch-medizinische Forschungsfeld abgedeckt – angefangen von der Wirkstoffentwicklung und -optimierung über die Bioanalytik bis hin zur Entwicklung von Anwendungsformen und Untersuchungen in klinischen Krankheitsmodellen.

Eine solche Zusammenarbeit der Forschungsdisziplinen fördert zudem die Entdeckung und Entwicklung neuartiger Wirkprinzipien und pharmazeutischer Therapiekonzepte.

Prof. Dr. Monika Pischetsrieder
Foto: Gerd Grimm

„In der deutschen Forschungslandschaft ist FAU NeW damit einzigartig. Andere Forschungsstandorte konzentrieren sich entweder auf ausgewählte Teilaspekte der Arzneimittelforschung oder spezielle Aspekte wie die Arzneimittelsicherheit. Bei uns arbeiten Forschungsgruppen aus verschiedenen Departments und Fakultäten der FAU und des Uniklinikums interdisziplinär zusammen, die eine langjährige und ausgewiesene Expertise auf dem Gebiet der Wirkstoffentwicklung haben“, sagt Prof. Dr. Monika Pischetsrieder, Henriette-Schmidt-Burkardt-Lehrstuhl für Lebensmittelchemie.

Zu den Schwerpunktthemen des neuen Forschungszentrums zählen die Identifizierung, Entwicklung und Optimierung von Wirkstoffen und ihrer Anwendung.

Andockstellen von Wirkstoffen an Zellen

Portrait von Prof. Dr. Peter Gmeiner (Foto: privat)
Portrait von Prof. Dr. Peter Gmeiner (Foto: privat)

Ein Schwerpunktthema von FAU NeW ist das Erkennen von Target-Wirkstoff-Wechselwirkungen, die für die Entwicklung neuer Medikamente wichtig sind. Am Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie werden hochspezifische Wirkstoffe gezielt designt und ihre Wirkungen auf Targetproteine hin untersucht, um etwa neuartige schmerzwirksame Wirkstoffe zu entwickeln. „Wir wollen therapeutische Wirkungen auf atomarer Ebene verstehen, um so gezielt die Medikamente von morgen zu erforschen“, erklärt Prof. Dr. Peter Gmeiner, Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie.

Zielgerichtete Transportsysteme für neue Wirkstoffe

Allerdings weisen viele dieser Wirkstoffe eine geringe Löslichkeit, unzureichende Stabilität und damit geringe Verfügbarkeit im Körper auf oder können Körperbarrieren nicht passieren. Durch die Entwicklung innovativer Formulierungen zur einfachen Verabreichung können Wirkstoffe zielgerichtet an den Ort ihrer Bestimmung gesteuert werden und exakt dort zur richtigen Zeit in der gewünschten Dosis abgeliefert werden, wo sie gebraucht werden.

Pharmazeutische Technologie und Biologie schließen diese Lücke mit Trägersystemen aus Polymeren, Lipiden und biogenen, von der Natur abgeleiteten Materialien unter Verwendung von nachhaltigen und industriell relevanten Konzepten.

Auch Lebensmittelinhaltsstoffe sind Wirkstoffe

Portrait Prof. Dr. Dagmar Fischer
Foto: Georg Pöhlein / FAU

Nicht nur Arzneistoffe, auch Lebensmittelinhaltsstoffe stellen wichtige Wirkstoffe dar, die im Körper mit Targetproteinen wechselwirken und dadurch vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen erzielen. In FAU NeW werden die molekularen Fingerabdrücke von Lebensmitteln erforscht, um neue Mechanismen zu entdecken, wie diese in physiologische Prozesse eingreifen.

„FAU NeW leistet damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung, sondern steigert auch die Attraktivität für industrielle Partner“, betont Prof. Dr. Dagmar Fischer, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie.

Für eine erfolgreiche, international sichtbare wissenschaftliche Forschung an der FAU in diesem interdisziplinären Zukunftsfeld ermöglicht der Zusammenschluss die Bildung einer kritischen Masse.

Beteiligt an FAU NeW sind derzeit die Lehrstühle für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, für Pharmazeutische Chemie, für Lebensmittelchemie, für Pharmazeutische Biologie, für Pharmakologie und Toxikologie, für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie, für Aroma- und Geruchsforschung und für Klinische Nuklearmedizin sowie die Professur für Bioinformatik und die Apotheke des Uniklinikums Erlangen.

Auch Studierende und der wissenschaftliche Nachwuchs profitieren davon: Die enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit der interdisziplinären Lehre ermöglicht für Studierende sowie Doktorandinnen und Doktoranden eine Ausbildung mit ganzheitlichem Blick auf moderne Arzneimittelentwicklung und damit einen wissenschaftlichen Wettbewerbsvorteil für ihre zukünftige Tätigkeit in Industrie und Hochschule.

Durch die Einrichtung eines Gerätezentrums Massenspektrometrie/Formulierung werden sich für FAU NeW vielfältige Anknüpfungspunkte an viele Bereiche der Lebenswissenschaften ergeben. Dadurch werden vor allem auch klinische Projekte unterstützt, damit wissenschaftliche Erkenntnisse auch bei den Patientinnen und Patienten ankommen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Monika Pischetsrieder

Department Chemie und Pharmazie
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie / Henriette-Schmidt-Burkhardt-Lehrstuhl (Prof. Dr. Pischetsrieder)

Prof. Dr. Dagmar Fischer, Apoth.

Lehrstuhlinhaberin

Department Chemie und Pharmazie
Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie (Prof. Dr. Fischer)