Mehr als bloßes Trocknen – Sprühtrocknung als Weg zu multifunktionalen Materialien
Sprühtrocknung ist eine Methode, die insbesondere aufgrund ihres Einsatzes zur Trocknung im Ingenieurswesen oder auch in zahlreichen Prozessen der Pharma- und Lebensmittelindustrie an Bedeutung und Bekanntheitsgrad gewonnen hat. Dieses Verfahren beruht darauf, dass verschiedenste Komponenten im begrenzten Raum eines flüssigen Tropfens eingeschlossen werden, bevor dieser in einer heißen Kammer verdampft und somit seine Bestandteile zusammen „zwingt“. Während Sprühtrocknung in den bekannten Prozessen bereits deutliche Vorteile durch seinen schnellen, einfachen, und skalierbaren Charakter mit sich bringt, birgt diese Methode jedoch noch ein weitaus größeres Potential, das besonders in der Welt der Materialchemie entfaltet werden kann.
Einen umfassenden Überblick über dieses Potential bietet ein Perspective-Artikel, der kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Advanced Materials veröffentlicht wurde. In diesem stellt Karl Mandel (Professur für Anorganische Chemie) in Zusammenarbeit mit Experten auf dem Gebiet der Sprühtrocknung aus aller Welt – darunter Takashi Ogi, Daniel Maspoch, Andres Bück, Damien P. Debecker, und Marco Faustini – die Möglichkeiten und Herausforderungen von Sprühtrocknung als Methode zum Design multifunktionaler Materialien vor.
Der Artikel macht deutlich, wie wichtig Sprühtrocknung für die Herstellung hybrider Materialien ist, da es dieser Prozess ermöglicht, ungewöhnliche und einzigartige Kombinationen von Komponenten zu erzielen. Somit wird aufgezeigt, dass Anwendungen der Sprühtrocknung weit über konventionelle Trockenvorgänge in der Industrie hinausgehen und den Einsatz des Prozesses in vielfältigen und neuartigen Gebieten ermöglichen, von Katalyse über Diagnose- und Aufbereitungszwecke bis hin zu Lagerung und Informationsaustausch sowie -speicherung.
So ist es durch Sprühtrocknung beispielsweise möglich, verschiedene Nanopartikel-Bausteine zu einer größeren Einheit zu vereinen, aber andererseits auch Fällungsreaktionen und chemische Synthesen durchzuführen. Weiterhin können Template entworfen, empfindliche Einheiten verarbeitet, oder Vorläufer-Materialien für weitere Syntheseschritte hergestellt werden. All diese Produkte des Sprühtrocknungs-Vorgangs können schließlich auf verschiedenste Weise weiterverarbeitet werden und ermöglichen so die nächste Hierarchieebene auf dem Weg zu multifunktionalen Materialien.
Der Perspective-Artikel untermauert die Relevanz von Sprühtrocknung als wertvolles Werkzeug für Materialchemiker und somit die noch bestehenden Herausforderungen durch Forschung zu überwinden, sodass diese Methode weiterhin auf Gebieten genutzt werden könnte, in denen sie bisher noch keine Anwendung findet. So ist es das Ziel, schon in naher Zukunft weitere hochleistungsfähige Materialien für vielfältige und weitreichende Anwendungen durch Sprühtrocknung herzustellen.
Weitere Informationen
Originalartikel: „Multifunctional, hybrid materials design via spray-drying: much more than just drying”, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adma.202306648
Kontakt
Prof. Dr. Karl Mandel
Professur für Anorganische Chemie
karl.mandel@fau.de