Paul von Ragué Schleyer
Prof. Paul von Ragué Schleyer
Nachruf
Das Department Chemie und Pharmazie trauert um Prof. Paul von Ragué Schleyer, der am 21. November 2014 im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Prof. Schleyer war bis 1998 Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie I der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und Gründungsmitglied des Computer-Chemie-Centrums. Er galt als einer der Wegbereiter in der Computer-Chemie.
Prof. Paul von Ragué Schleyer wurde 1930 in Cleveland, Ohio, USA geboren. Er studierte Chemie an der Princeton University, wo er 1951 sein Bachelor of Arts (magna cum laude) erhielt. Anschließend promovierte er bei Prof. P. D. Bartlett in Harvard (1957). Er wurde Higgins Professor der Chemie an der Princeton University, bis er 1975 den Ruf auf den Lehrstuhl I für Organische Chemie an der Friedrich-Alexander-Universität annahm. Nach seiner Emeritierung wurde er als Graham Perdue Professor of Chemistry an die University of Georgia, Athens, Georgia, USA berufen.
Paul Schleyer belegte 1997 Platz drei der veröffentlichten Liste der meistzitierten Chemiker der Welt. Er veröffentlichte mehr als 1.200 wissenschaftliche Artikel sowie zwölf Monografien. Auf den Gebieten der Karbokation-Chemie und der Lithium-Chemie leistete er grundlegende Beiträge. Während seiner 22 Jahre in Erlangen hat Prof. Schleyer maßgeblich zur Entwicklung der Computer-Chemie beigetragen. Er war ein Vorreiter in der Anwendung von theoretischen Methoden zur Lösung chemischer Probleme. Seine Zusammenarbeit mit Prof. John Pople (Nobelpreis für Chemie 1998) führte zu zahlreichen gemeinsamen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die dadurch geprägt waren, dass die von Pople entwickelten theoretischen Methoden von Schleyer zur Lösung aktueller chemischer Probleme herangezogen wurden. Heute zählen solche Computer-Methoden zu den alltäglichen Forschungswerkzeugen in der organischen und anorganischen Chemie, in der Biochemie und vor allem in der pharmazeutischen Industrie.
Schleyers Interesse an der Computer-Chemie kulminierte 1993 in der Gründung des Computer-Chemie-Centrums (CCC) an der FAU, das er bis zu seiner Emeritierung leitete.
Paul Schleyer erhielt Ehrendoktorwürden der Université de Lyon (Frankreich), der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Marburg. Er war Honorarprofessor an der Nationalen Technischen Universität der Ukraine (Kiew) sowie Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er wurde mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, u.a. mit dem Adolf-von-Baeyer-Preis, dem James Flack Norris Award in Physikalischer Chemie, der Heisenberg-Medaille und dem Bundesverdienstkreuz am Bande.